- Thorsten Faas: To Defect or Not to Defect? National, Institutional and Party Group Pressures on MEPs and Their Consequences for Party Group Cohesion in the EP, in: European Journal of Political Research, 42, 2003, S. 841–866. [Abstract]
Gegenstand dieses Artikels ist die Fraktionsdisziplin und deren Determinanten im Europäischen Parlament. Es wird der Frage nachgegangen, warum bestimmte nationale Parteigruppen innerhalb der europäischen Fraktionen häufiger von der Fraktionslinie abweichen als anderen. Als Datenbasis dienen 2.582 namentliche Abstimmungen aus dem Zeitraum von September 1999 bis Februar 2002. Die Ergebnisse bestätigen frühere Befunde, denenzufolge die Fraktionsdisziplin im Europäischen Parlament überraschend hoch ist. Zusätzlich aber werden Umstände identifiziert, unter denen Abgeordnete und nationale Parteigruppen von Fraktionslinien abweichen. Wichtige Faktoren sind die Auswahlprozesse in der nationalen Arena, das nationale Wahlsystem bei Europawahlen, aber auch der Charakter der Beziehungen zwischen Europa-Abgeordneten und nationalen Parteien.
- Jürgen Maier, Thorsten Faas: The Affected German Voter: Televized Debates, Follow-up Communication and Candidate Evaluations, in: European Journal of Communication Research, 28, 2003, S. 383–404. [Abstract]
Bei der Bundestagswahl 2002 wurden erstmals Fernsehdebatten nach US-amerikanischem Vorbild durchgeführt: Bundeskanzler Gerhard Schröder und sein Herausforderer Edmund Stoiber stellten sich an zwei Terminen vor laufenden Kameras den Fragen von Journalisten. Der Einfluss von Debatten auf die Wahlentscheidung wird im allgemeinen als eher gering eingeschätzt. Darüber hinaus ist unklar, inwieweit Debatteneffekte zeitlich stabil sind. Dennoch konzentrierte sich der Bundestagswahlkampf angesichts des sich abzeichnenden Kopf-an-Kopf-Rennens stark auf die beiden Rededuelle. Mit Daten aus einer drei Wellen umfassenden Wiederholungsbefragung von Augsburger und Bamberger Bürgern im Umfeld der Debatten werden folgende Fragen thematisiert: Erstens, wie beurteilen die Probanden den Auftritt der beiden Kandidaten und wer hat in ihren Augen die Duelle gewonnen? Zweitens, schlägt sich die Beurteilung des Fernsehauftritts auf die Einstellung zu Schröder und Stoiber nieder und wie stark ist dieser Effekt? Drittens, wie stabil ist der Einfluss der Debatten über die Zeit hinweg und welche Rolle spielt einerseits die Rezeption von Massenmedien und andererseits interpersonale Kommunikation bei der Verarbeitung der Duelle? Die Ergebnisse der Untersuchung machen deutlich, dass Schröder in den Augen der Probanden beide Debatten für sich entschieden hat. Weiterhin konnten beide Kandidaten ihr Image im Zuge der TV-Auftritte deutlich verbessern. Die mit Hilfe eines Pfadmodells geschätzten Effekte zeigen, dass die Duelle einen veritablen Einfluss auf verschiedene Aspekte der Kandidatenbewertung hatten. Diese Effekte sind jedoch sehr instabil und verschwinden bereits nach wenigen Tage. Die intensive Verfolgung der Medienberichterstattung sowie ausführliche Gespräche über dieses Thema können die Abschwächung von Debatteneffekten jedoch verhindern. Weiterhin ist es für die Persistenz von Debatteneffekten auch von Bedeutung, ob die dabei gesammelten Informationen mit den eigenen Beobachtungen übereinstimmen oder ihnen widersprechen.
- Thorsten Faas: Offline rekrutierte Access Panels: Königsweg der Online-Forschung? In: ZUMA-Nachrichten, 53, 2003, S. 58–76. [Abstract]
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage der Repräsentativität von offline rekrutierten Access Panels. Nach idealtypischer Vorstellung sollten solche Panels für die Internet-Nutzer repräsentative Ergebnisse liefern. Verglichen wird eine Umfrage, die auf einem Access Panel basiert, mit einer persönlichen Repräsentativ-Befragung der deutschen Bevölkerung, die zeitgleich durchgeführt wurde und aus der für die Zwecke des Vergleichs nur die Internet-Nutzer ausgewählt wurden. In beiden Fällen sollte es sich um repräsentative Befragungen deutscher Internet-Nutzer handeln. Tatsächlich weichen die Ergebnisse der beiden Umfragen aber (teilweise deutlich) voneinander ab. Dies betrifft sowohl soziodemografische Variablen, aber auch Fragen der Internet-Nutzung sowie politische Einstellungen. Praktisch bedeuten die Ergebnisse, dass Online-Umfragen auf Basis von Access Panels nicht zwangsläufig Ergebnisse liefern, die Repräsentativität für alle Internet-Nutzer für sich beanspruchen können. Ihre Einsatzmöglichkeit in der wissenschaftlichen Praxis (und darüber hinaus) schränkt dies deutlich ein.
- Thorsten Faas: Umfragen im Umfeld der Bundestagswahl 2002: Offline und Online im Vergleich, in: ZA-Informationen, 52, 2003, S. 120–135 [nachgedruckt in: Stadtforschung und Statistik, 2004, S. 35–42]. [Abstract]
Der Beitrag vergleicht Ergebnisse von drei Umfragen, die anlässlich der Bundes-tagswahl 2002 auf methodisch sehr verschiedene Weise durchgeführt wurden. Es handelt sich erstens um eine repräsentative Bevölkerungsumfrage, zweitens um eine repräsentative Online-Erhebung unter Internet-Nutzern sowie drittens um eine On-line-Erhebung mit selbstrekrutierten Teilnehmern. Der Vergleich der drei Umfragen zeigt, dass sich die Umfragen sowohl hinsichtlich sozialstruktureller Variablen (Alter, Bildung und Geschlecht) als auch hinsichtlich substanzieller Fragen (Wahl-verhalten, politisches Interesse) deutlich voneinander unterscheiden. Zudem wird gezeigt, dass eine sozialstrukturelle Gewichtung nach Alter und Geschlecht diese substanziellen Unterschiede nicht beseitigt.
- Thorsten Faas: Landtagsabgeordnete in den Weiten des Netzes: Ergebnisse von Umfragen unter Landtagsabgeordneten zur Bedeutung des Internets in Politik und Wahlkämpfen, in: Arne Rogg (Hrsg.): Wie das Internet die Politik verändert, Opladen: Leske+Budrich, 2003, S. 55–65. [Abstract]
Basierend auf einer Umfrage unter Abgeordneten der Landtage in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt (April 2002) gibt der Artikel zunächst Auskunft über die technische Ausstattung, das Internet-Nutzungsverhalten der Abgeordneten. Darauf aufbauend wird der Einsatz des Internets im Wahlkampf näher beleuchtet, wobei sich zeigt, dass das Internet trotz seiner relativen Jugend bereits einen festen Platz in der Wahlkampfkommunikation einnimmt. Abschließend werden die Meinungen der Abgeordneten zu Electronic Voting diskutiert, wobei sich hier (insbesondere unter Abgeordneten der CDU) große Skepsis zeigt.
- Thorsten Faas, Hans Rattinger: Politische Konsequenzen von Arbeitslosigkeit: Eine Analyse der Bundestagswahlen 1980 bis 2002, in: Andreas M. Wüst (Hrsg.): Politbarometer, Opladen: Leske+Budrich, 2003, S. 205–238. [Abstract]
Der Beitrag untersucht den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Wahlverhalten bei den Bundestagswahlen zwischen 1980 und 2002. Zur Analyse werden sowohl Aggregatdaten (auf Ebene der Stadt- und Landkreise) als auch Individualdaten (Politbarometer) verwendet. Die Ergebnisse zeigen, dass Arbeitslosigkeit politische Konsequenzen hat. Im einzelnen zeigt die Aggregatdatenanalyse, dass Gebiete mit hohem Arbeitslosigkeits-Niveau im Westen eigentlich SPD-Hochburgen, 2002 aber durch eine gewisse Apathie gekennzeichnet sind: Hier finden wir höhere Nicht- und geringere Wechselwahl, andererseits findet hier die PDS – als letzter Ausweg? – Zulauf. Rechte und sonstige Parteien profitieren dort dagegen nicht. Für Gebiete mit steigender Arbeitslosigkeit ergeben sich etwas andere Ergebnisse: Hier finden wir im Westen höhere Wahlbeteiligung, höhere Wechselwahl und Veränderungen im Sinne der Anti-Regierungshypothese. Ein (dauerhaft) hohes Niveau führt also zu tendenziell zu Apathie, (eher kurzfristige) Steigerungen dagegen haben mobilisierende Effekte. Die Ergebnisse auf Basis der Politbarometer führen zu ähnlichen Befunden: Nichtwähleranteile liegen bei Arbeitslosen durchschnittlich höher, dies gilt in besonderem Maße für Personen, die auch anderweitig (sozial, politisch, kognitiv) nicht eingebunden sind: Hier treten die politischen Konsequenzen der Arbeitslosigkeit besonders deutlich hervor. Dies betrifft auch das Phänomen der Protestwahl.
- Thorsten Faas: Europa, wie es den Bürgern gefällt? Positionen von Wählern, Parteien und ihren Europa-Abgeordneten im Vergleich, in: Frank Brettschneider, Jan van Deth, Edeltraud Roller (Hrsg.): Europäische Integration in der öffentlichen Meinung, Opladen: Leske+Budrich, 2003, S. 395–422. [Abstract]
Ausgehend von der Annahme, dass der europäische Policy-Raum zweidimensional ist – links-rechts einerseits, pro-/anti-Europa andererseits -, analysiert dieser Artikel die Funktionsweise repräsentativer Demokratie in Europa und geht der Frage nach: Gibt es ein „responsible party system“? Um diese Frage zu beantworten, werden Positionen von Wählern, Parteien und Abgeordneten (einschließlich des Abstimmungsverhaltens von Europa-Abgeordneten) miteinander verglichen. Die Ergebnisse weisen hohe Übereinstimmungen zwischen diesen Werten auf der Links-Rechts-Dimension auf. Demgegenüber sind die Übereinstimmungen auf der zweiten Dimension deutlich niedriger. Besonders anti-europäische Sentiments in der Bevölkerung finden keine Widerhall im politischen System.
- Thorsten Faas: www.ihr-kandidat-fuer-den-landtag.de: Einstellungen von Kandidaten bei Landtagswahlen zum Einsatz neuer Medien in der Wahlkampf-Kommunikation, in: Alexander Siedschlag, Alexander Bilgeri (Hrsg.): Kursbuch Internet und Politik 2/2002, Opladen: Leske+Budrich, 2003, S. 93–106. [Abstract]
Basierend auf einer Umfrage unter Kandidaten, die sich um ein Landtagsmandat in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz (jeweils März 2001) bzw. Sachsen-Anhalt (April 2002) beworben haben, gibt der Artikel Auskunft über die Technik- und Internet-Nutzung dieser Kandidaten. Geprüft wird dabei insbesondere der Einsatz neuer Medien im Wahlkampf sowie die zugrundeliegenden Motive. Insgesamt hat sich das Internet trotz seiner Jugend als Wahlkampfmedium etabliert, allerdings gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen Konsens darüber, wie das Medium genutzt werden sollte. Hier findet sich eine gewisse Unsicherheit bei den Kandidaten.
- Thorsten Faas, Jürgen Maier: Wortlaut und Wahrnehmung des zweiten Fernsehduells im Bundestagswahlkampf 2002: Eine Dokumentation, Bamberger Beiträge zur Politikwissenschaft: Forschungsschwerpunkt Politische Einstellungen und Verhalten, Nr. II-17, 2003. [Abstract]
Bei der Bundestagswahl 2002 wurden erstmals Fernsehduelle nach US-amerikanischem Vorbild durchgeführt. Die vorliegende Dokumentation enthält einerseits den exakten Wortlaut der zweiten Debatte, andererseits die unmittelbaren Zuschauerreaktionen auf die Äußerungen von Schröder und Stoiber. Diese Reaktionen basieren auf experimentell erhobenen Daten: 35 Bamberger Bürger haben im Rahmen eines Experiments die Debatten verfolgt und konnten (und sollten) unmittelbar ihre Reaktionen auf die beiden Kontrahenten computergestützt festhalten.
- Jürgen Maier, Thorsten Faas: Wortlaut und Wahrnehmung des ersten Fernsehduells im Bundestagswahlkampf 2002: Eine Dokumentation, Bamberger Beiträge zur Politikwissenschaft: Forschungsschwerpunkt Politische Einstellungen und Verhalten, Nr. II-16, 2003. [Abstract]
Bei der Bundestagswahl 2002 wurden erstmals Fernsehduelle nach US-amerikanischem Vorbild durchgeführt. Die vorliegende Dokumentation enthält einerseits den exakten Wortlaut der ersten Debatte, andererseits die unmittelbaren Zuschauerreaktionen auf die Äußerungen von Schröder und Stoiber. Diese Reaktionen basieren auf experimentell erhobenen Daten: 32 Bamberger Bürger haben im Rahmen eines Experiments die Debatten verfolgt und konnten (und sollten) unmittelbar ihre Reaktionen auf die beiden Kontrahenten computergestützt festhalten.
- Jürgen Maier, Thorsten Faas: Die Fernsehduelle bei der Bundestagswahl 2002: Einfluss der Massenmedien und der interpersonalen Kommunikation auf die Bewertung der Kanzlerkandidaten, Bamberger Beiträge zur Politikwissenschaft: Forschungsschwerpunkt Politische Einstellungen und Verhalten, Nr. II-15, 2003. [Abstract]
Bei der Bundestagswahl 2002 wurden erstmals Fernsehdebatten nach US-amerikanischem Vorbild durchgeführt: Bundeskanzler Gerhard Schröder und sein Herausforderer Edmund Stoiber stellten sich an zwei Terminen vor laufenden Kameras den Fragen von Journalisten. Wenngleich die Forschung den Einfluss von Debatten auf die Wahlentscheidung bisher für eher gering hält, konzentrierte sich der Bundestagswahlkampf angesichts des sich abzeichnenden Kopf-an-Kopf-Rennens stark auf die beiden Rededuelle. Hinter dieser Strategie stand dabei die empirisch bislang nicht belegte Annahme, dass die Wirkung von Debatteneffekte lange anhält. Mit Daten aus einer drei Wellen umfassenden Wiederholungsbefragung von Augsburger und Bamberger Bürgern im Umfeld der Debatten werden folgende Fragen thematisiert: Erstens, wie beurteilen die Probanden den Auftritt der beiden Kandidaten und wer hat in ihren Augen die Duelle gewonnen? Zweitens, schlägt sich die Beurteilung des Fernsehauftritts auf die Einstellung zu Schröder und Stoiber nieder und wie stark ist dieser Effekt? Drittens, wie stabil ist der Einfluss der Debatten über die Zeit hinweg und welche Rolle spielt einerseits die Rezeption von Massenmedien und andererseits interpersonale Kommunikation bei der Verarbeitung der Duelle? Die Ergebnisse der Untersuchung machen deutlich, dass Schröder in den Augen der Probanden beide Debatten für sich entschieden hat. Weiterhin konnten beide Kandidaten ihr Image im Zuge der TV-Auftritte deutlich verbessern. Die mit Hilfe eines Pfadmodells geschätzten Effekte zeigen, dass die Duelle einen veritablen Einfluss auf verschiedene Aspekte der Kandidatenbewertung hatten. Diese Effekte sind jedoch sehr instabil und verschwinden bereits nach wenigen Tage. Die intensive Verfolgung der Medienberichterstattung sowie ausführliche Gespräche über dieses Thema können die Abschwächung von Debatteneffekten jedoch verhindern. Weiterhin ist es für die Persistenz von Debatteneffekten auch von Bedeutung, ob die dabei gesammelten Informationen mit den eigenen Beobachtungen übereinstimmen oder ihnen widersprechen. Forschungstechnisch legen diese Befunde eine Abkehr von demoskopischen Schnellschüssen und eine Zuwendung zu Panelbefragungen nahe, die auch den Zeitraum nach den Debatten abdecken. Weiterhin ist ein Urteil über Debatteneffekte ohne Kenntnisse darüber, wie Individuen diese in den folgenden Tagen verarbeiten, nicht möglich. Für Wahlkämpfer bedeuten diese Ergebnisse, dass die Wirkung von Debatten nur schwer zu kontrollieren ist.
- Thorsten Faas: www.wahlumfrage2002.de: Ergebnisse und Analysen, Bamberger Beiträge zur Politikwissenschaft: Forschungsschwerpunkt Politische Einstellungen und Verhalten, Nr. II-11, 2003. [Abstract]
Unter www.wahlumfrage2002.de nahmen in der Zeit vom 20. August bis zum 22. September 2002 über 30.000 Internet-Nutzer an einer Online-Umfrage anlässlich der Bundestagswahl 2002 teil. Eine Analyse der Antworten zeigt allerdings, dass die Teilnehmer der Wahlumfrage2002 – trotz der hohen Teilnehmerzahl – keine repräsentative Stichprobe der Gesamtbevölkerung darstellen. In der Tendenz sind die Teilnehmer der Wahlumfrage2002 männlich, jung und hochgebildet – und dies in einem noch viel stärkeren Ausmaß, als es für Internet-Nutzer allgemein schon der Fall ist. Zudem erweisen sich die Teilnehmer der Wahlumfrage2002 bei politischen Fragen auch als überdurchschnittlich interessiert, involviert und engagiert. Dies äußert sich beispielsweise darin, dass knapp 25{3426474b3f9f8d29c29a745addee9efa84dd37b71a1af316c98e4bc6cc0a8cdd} der Teilnehmer Mitglied einer politischen Partei sind, aber auch in einer intensiveren Verfolgung des Wahlkampfs und einer höheren Bereitschaft zur Wahlteilnahme verglichen mit der deutschen Bevölkerung insgesamt, aber auch verglichen speziell mit den deutschen Internet-Nutzern. Hinsichtlich des Wahlverhaltens zeigt sich, dass der Stimmenanteil der beiden großen Volksparteien SPD und Union unter den Wahlumfrage2002-Teilnehmern deutlich niedriger, jener der kleinen Parteien deutlich höher ist verglichen mit dem tatsächlichen Wahlausgang vom 22. September 2002.